Nachbereitung des zweiten Workshops

Autor:innen: Lara Dagli-Yalcinkaya, Maik Poetzsch

Hintergrund des Workshops

Die Thematiken Plagiatsprävention und gute wissenschaftliche Praxis stellen für alle Hochschulen zentrale Handlungsfelder dar, die in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen haben. Bis heute lässt sich eine dynamische Entwicklung beider Handlungsfelder beobachten, die in allen Hochschulen präsent ist. Insbesondere beim Einsatz einer Plagiatserkennungssoftware sowie bei der Bereitstellung von Angeboten, die der Entstehung von Plagiaten und Verstößen gegen die gute wissenschaftliche Praxis vorbeugen sollen, gibt es an den Hochschulen verschiedene Herangehens­weisen. Unterschiedliche Rahmen­bedingungen der einzelnen Hochschulen führen weiterhin zu verschiedenen Bedarfen und Anforderungen. PlagStop.nrw hat sich zum Ziel gesetzt, die verschiedenen Herangehensweisen zu bündeln, um eine effiziente Nutzung der Projektergebnisse zu gewährleisten. Um allen Landeshochschulen die Möglichkeit zu geben, sich aktiv am Diskurs zu beteiligen, werden während der Projektlaufzeit themenbezogene Workshops angeboten. Auf diese Weise sollen verschiedene lokale Erfahrungen und Erfordernisse aufgenommen, konsolidiert und im weiteren Projektverlauf berücksichtigt werden.

 

Zielsetzung und Strategie des Workshops

Ausgehend von der aktuellen Projektphase (Implementierung der Plagiatserkennungs­software, Identifizierung verschiedener Rahmenbedingungen der Nutzung) wurden verschiedene thematische Schwerpunkte ausgemacht, die im weiteren Projektverlauf verstärkt Berücksichtigung finden sollen. Im Workshop wurden die thematischen Schwerpunkte in Kleingruppen diskutiert, um weitere Impulse für den Projektverlauf zu identifizieren.

Thematische Schwerpunkte des Workshops

  1. Plagiatserkennungssoftware – Von der Idee zum praktischen Einsatz - Anwendungsbeispiele und Implementierung
  2. Nach der Implementierung: Maßnahmen für einen nachhaltigen Softwarebetrieb
  3. Entwicklung und Zukunft von Plagiatserkennungssoftware

 

Plagiatserkennungssoftware: Anwendungsbeispiele

Plagiatserkennungssoftware (PES) kann im Hochschulbetrieb vielfältig eingesetzt werden. Hierbei gilt grundsätzlich, dass eine Plagiatserkennungssoftware unabhängig vom gewählten Anwendungsbeispiel als Hilfsmittel zu sehen ist. Weder kann sie eine verlässliche Auskunft darüber geben, ob ein Plagiat vorliegt, noch Aussagen über die Qualität einer wissenschaftlichen Arbeit treffen. Dennoch erfreut sich die Plagiatserkennungssoftware zunehmender Beliebtheit, da sie von verschiedenen Angehörigen einer Hochschule genutzt werden kann und sowohl den Prüfungsbetrieb als auch den Bereich Studium & Lehre bereichern kann. Die verschiedenen Möglichkeiten, eine Plagiatserkennungssoftware im Hochschulbetrieb einzusetzen, werden im Projekt PlagStop.nrw getestet und evaluiert.

Eine Plagiatserkennungssoftware kann von den Lehrenden als Hilfsmittel bei der Bewertung studentischer Arbeiten genutzt werden. Diese Vorgehensweise hat sich mittlerweile an vielen Landeshochschulen etabliert.

Plagiatserkennungssoftware kann aber auch durch Studierende genutzt werden, um ihre Kompetenzen im Bereich des wissenschaftlichen Schreibens am eigenen Text zu reflektieren und zu erweitern. Erfolgt die Nutzung der Plagiatserkennungssoftware durch Studierende unter Anleitung und mit Beratung durch geschultes Personal, kann die Qualität studentischer Arbeiten erhöht werden. Auch werden die Studierenden für die Plagiatsvermeidung und Einhaltung der guten wissenschaftlichen Praxis sensibilisiert.

Eine weitere Möglichkeit ist, die Administration und Nutzung der Plagiatserkennungssoftware an einer zentralen Organisationseinheit der Hochschule (zum Beispiel das Prüfungsamt oder die Bibliothek) zu verankern. Lehrende und ggf. auch Studierende können im Bedarfsfall eine zu prüfende Arbeit an die Organisationseinheit übermitteln und erhalten anschließend Beratung und weitere Anweisungen im Umgang mit den Ergebnissen der Plagiatsprüfung.

  • PES als Hilfsinstrument für Lehrende bei der Überprüfung von studentischen Arbeiten und Verdachtsfällen
  • PES als Lerninstrument für Studierende zur Plagiatsvermeidung und Einhaltung der guten wissenschaftlichen Praxis
  • PES als Beratungsinstrument bei einer zentralen Organisationseinheit einer Hochschule

   

Plagiatserkennungssoftware: Implementierung

Die Implementierung einer Plagiatserkennungssoftware ist ein Vorhaben, dass sorgfältig vorbereitet und durchgeführt werden muss. Eine überstürzte Implementierung führt in der Praxis schnell zu Regelverstößen, sowohl was lokale Anwendungsanforderungen angeht als auch in den Bereichen des Datenschutzes und Urheberrechts. Für die Implementierung einer Plagiats­erkennungssoftware muss folglich ausreichend Zeit eingeplant werden. Hierfür bietet es sich an, die Implementierung in verschiedene Stufen mit jeweils eigenen Prozessschritten zu unterteilen.

Die Stufen der Implementierung bleiben unabhängig vom gewählten Anwendungsbeispiel immer gleich, einzig die Prozessschritte können in Abhängigkeit des gewählten Anwendungsbeispiels leicht variieren. Im Projekt PlagStop.nrwwird derzeit ein Leitfaden erarbeitet, der alle möglichen Prozessschritte berücksichtigen wird. Der Leitfaden wird voraussichtlich in Q2 2023 zur Verfügung gestellt.

Stufe 1: Organisatorische und rechtliche Vorbereitung

  • Rechtliche Grundlagen (Datenschutzrecht, Urheberrecht, Prüfungsrecht)
  • Anwendungsrichtlinie (Welche Dokumente werden wann und von wem geprüft)
  • Rechte- und Rollenkonzept
  • Gremienbeteiligung
  • Beschaffung (geeignetes Lizenzmodell)

Stufe 2: Vermarktung an die Zielgruppe

  • Transparenz: Hochschulweite Kommunikation der Implementierung (unabhängig vom gewählten Anwendungsbeispiel)
  • Ansprache und Einbezug der Nutzer:innen (Lehrende, Studierende, verwaltende Organisationseinheiten)
  • Klärung von Verantwortlichkeiten
  • Basis für Festlegung der Nutzungs-Rahmenbedingungen schaffen
  • (didaktisches) Konzept zur Verankerung der PES in Studium & Lehre

Stufe 3: Rahmenbedingungen für Nutzer:innen

  • Schaffung von Schulungs- und Beratungsangeboten für Nutzer:innen
  • Ansprechpartner:innen im Umgang mit PES benennen
  • Voraussetzungen für Nutzung der PES (Rechtsbelehrung der Nutzer:innen, Schulungsteilnahme)
  • Workflows für Upload und Interpretation der Ergebnisse

  

Nachhaltigkeit und Entwicklung von Plagiatserkennungssoftware

Nachhaltigkeit spielt auch im Hochschulbetrieb eine große Rolle. Mit einer erfolgreichen Implementierung einer Plagiatserkennungssoftware ist ein Großteil der Arbeit erledigt – jedoch bedarf es auch im weiteren Verlauf einer stetigen Auseinandersetzung mit dem System, um einen nachhaltigen Betrieb zu gewährleisten. Dies wird im besten Fall bereits während oder kurz nach der Implementierung mitgedacht, so kann sichergestellt werden, dass die erarbeiteten Prozesse rund um die Nutzung der PES auch langfristig Bestand haben werden. Auch hier können die zu ergreifenden Maßnahmen je nach gewähltem Anwendungsbeispiel variieren. In jedem Fall müssen in der Hochschule Ansprechpartner:innen benannt werden, die alle Prozesse und Maßnahmen rund um den Betrieb der PES koordinieren und weitere Bedarfe bündeln. Während des Workshops wurden verschiedene organisatorische und technische Maßnahmen sowie die Möglichkeit, eine PES in ein ganzheitliches Präventionskonzept zu integrieren, diskutiert. Diese werden im weiteren Projektverlauf erprobt und evaluiert und im Leitfaden zur Verfügung gestellt.

  

Entwicklung und Zukunft von Plagiatserkennungssoftware

In den letzten zwei Jahren kam es zu einer dynamischen Entwicklung hinsichtlich der Verfügbarkeit von Plagiatserkennungssoftware auf dem freien Markt. Durch die aktuelle Marktsituation stehen viele Hochschulen vor der Frage, ob und welche PES überhaupt noch eingesetzt werden kann. PlagStop.nrw beobachtet die Marktsituation und steht in einem kontinuierlichen Austausch sowohl mit Hochschulen, die verschiedene Systeme einsetzen, als auch mit den Anbietern von PES. Hierdurch sollen verschiedene Handlungsoptionen rund um den weiteren Einsatz von PES identifiziert werden. Die sich verändernde Marktsituation geht zudem einher mit dem aktuellen Diskurs rund um den Einsatz von KI in der Hochschullehre. Diese Thematik soll in der nächsten Veranstaltung aufgegriffen und gemeinsam mit den Landeshochschulen diskutiert werden. Der Termin wird demnächst auf der Projekt-Website bekannt gegeben.

  

Downloads